Wenn andere uns kopieren, dann können wir uns auch selbst kopieren…

| 16. November 2015 | Noch kein Kommentar

Mobile Strike IconSeit dem 11. November gibt es ein neues Kriegsspiel für iPhone und iPad, welches innerhalb weniger Tage in die Charts geklettert ist: Mobile Strike heißt das Online-Multiplayer-Kriegsspiel. Herausgegeben von dem bislang unbekannten App-Herausgeber Epic War LLC.

Nun gibt es einige Nutzer, die sich darüber beschweren, dass das Spiel ja doch Game of War sehr ähnlich sei. Und sie haben Recht damit. Tatsächlich ist Mobile Strike eine Kopie von Game of War – nur dass das Spiel nun in der Gegenwart spielt und nicht wie Game of War eine Art Mischung aus Antike und Mittelalter ist, die zudem noch mit Fantasy angereichert wurde. Wie kann man nur so dreist kopieren, fragen sich viele Spieler.

Lasst mich dazu etwas ausholen:

Game of War ist ein sehr erfolgreiches Spiel, welches richtig Geld verdient. Das liegt daran, dass man hier eine Burg aufbaut, die jederzeit von anderen Spielern angegriffen werden kann. Ein Angriff zerstört die Burg zwar nicht, aber bringt die Truppen um oder in die zumeist zu klein bemessenen Krankenhäuser. Das nervt, denn das bedeutet in höheren Levels, dass es Wochen dauern kann, bis man wieder zu alter Stärke gefunden hat, bis alle Truppen geheilt und die getöteten Truppen wieder aufgebaut worden sind. Da schnelles Wachstum vor solchen Attacken zu schützen scheint (tatsächlich ist das nicht so, aber die Leute denken das), kauft man Diamanten mit echtem Geld und investiert diese dann in schnelleres Wachstum und Nichtangriffsschutzschilde. Die amerikanische Firma Machine Zone verdient damit prächtig.

Das zieht Nachahmer an und so gibt es mittlerweile mit INVASION, March of Empires und Clash of Kings und anderen recht gute Nachahmer, die sehr nah an Game of War herankommen. Die chinesische Firma Tap4Fun zum Beispiel hat bei INVASION vieles 1 zu 1 übernommen, nur hat man das Geschehen in die Neuzeit verlegt und verdient damit ebenfalls zig Millionen (pro Monat).

Nun hat Machine Zone zurückgeschlagen und das eigene Spiel in einer neuen Firma nochmal überarbeitet und – auf moderne Kriegsführung getrimmt – neu veröffentlicht. Und weil das Spiel neu ist und stark beworben wird, erreicht man innerhalb weniger Tage Millionen neuer Spieler.

Das Gute dabei: Das neue Spiel funktioniert wenigstens einwandfrei, während die Kopierer aus China erhebliche Performance-Probleme haben und es dort regelmäßig zu Server-Crashs kommt. Wahrscheinlich, weil man nur darauf aus ist, die Spieler auszunehmen, aber nichts investieren will. So werden von den Chinesen regelmäßig Spieler gesucht, die Übersetzungen machen, neue Spieler anwerben und anleiten, Teile eines (nicht funktionierenden) Kundendienstes übernehmen und dafür mit ein paar virtuellen Goldstücken für den App-Herausgeber absolut kostenfrei abgespeist werden. Die dürfen sich dann Botschafter nennen oder Tutoren, sind aber eigentlich leider nur ausgenutzte Trottel.

Falls jemand nun meint, ich behaupte nur, dass Machine Zone und Epic Wars zusammenhängen, hier die Indizien und Beweise: Die „Mobile Strike“ Marke wurde von Machine Zone angemeldet. Beide Firmen residieren unter der gleichen Adresse (555 Hamilton Avenue, Palo Alto, CA, 94301, USA) und der aktuelle CFO (Finanzchef) von Machine Zone ist auch Vice President bei Epic War. Selbst die Teilnahmebedingungen für die Spiele sind identisch.

Game of War Herausgeber Machine Zone ist aber auch nicht ohne. Dafür muss man nur ein paar Jahre zurück gehen. Da hießen die noch Addmired und hatten Erfolg mit Spielen wie Original Gangstaz, Global War, iMob2 und einigen weiteren Auskopplungen. Die waren alle gleich als Online-Multiplayerspiele aufgebaut, basierten auf der gleichen Programmierung, leicht zu verstehen und sammelten mit In-App-Käufen schon gut Geld ein. Doch eines Tages waren die Spiele ohne Ankündigung weg und damit auch das viele Geld, das die Spieler rund um den Globus hineingesteckt hatten. Kurz danach startete Machine Zone mit dem neuen, moderneren Spiel Game of War.

Game of War läuft nun seit zwei Jahren und hat eine ungünstige Entwicklung genommen. Es ist so, dass einige Spieler sehr sehr viel Geld investiert haben und nun so stark sind, dass sie 99 Prozent der anderen Spieler einfach und jederzeit „plattmachen“ können. Das führt dazu, dass diese 99 Prozent zunehmend verärgert sind und sich fragen, warum sie dieses Spiel überhaupt noch spielen. Wenn Du im höchsten Level bist und dann nur dadurch überleben kannst, dass Du Deine Burg ständig unter einen Schutzschild legst, so dass Du nicht angegriffen werden kannst, dann verliert das Spiel seinen Reiz. Und wenn man mal nicht pünktlich den Schild erneuern kann, ist einer der Großen da und schlägt zu. Das passiert meist innerhalb von einer Minute nach Ablauf des Schutzes.

Und deshalb vermute ich schon, dass Machine Zone verstanden hat, dass das Spiel Game of War zum Auslaufmodell werden wird und ein Neustart Sinn macht. natürlich lässt man eine Weile beide Spiele parallel laufen, das bringt doppelte Einnahmen. Und irgendwann wird dann Game of War abgeschaltet und die Geschichte mit Addmired wiederholt sich…

Wenn man das alles betrachtet, kann man nur davor warnen, in solche Titel echtes Geld zu investieren. Es bringt nichts und die erkauften Vorteile sind keine echten Vorteile. Man kämpft nur gegen andere, die auch so blöd waren, Geld zu investieren auf einem minimal erhöhten Niveau. Gewinnen kann man hier nicht – weder kurz- noch langfristig. Der einzige Gewinner ist der Herausgeber – und der kann auch noch frei entscheiden, wann er den Stecker zieht. Und was bleibt dann noch von Level 21? Nichts.

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Kategorie: Kostenlose Apps, Pay-to-win-Spiele, Spiele kostenlos

Information zum Autor des Beitrages ()

Markus Burgdorf startete App-kostenlos.de im Januar 2010 und hat seitdem über 10.000 Apps getestet. Mittlerweile berät er über die App Agency App-Herausgeber in den Bereichen Vermarktung von Apps, Entwicklung von Apps, Internationalisierung und arbeitet mit seinen Kunden daran, das Nutzererlebnis bei der Verwendung von Apps zu verbessern.

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