Es ist ja auch nett, wenn man jeden Tag bis Weihnachten eine kleine Überraschung und noch besser ein kleines Geschenk erhält. Ganz so, wie es das links abgebildete App-Icon zu versprechen scheint. Wer erinnert sich nicht gerne an seine Kindheit, als man mit strahlenden Augen eine Klappe nach der anderen im Adventskalender öffnete oder ein Jutesäckchen pro Tag öffnen durfte?
So hat der Adventskalender eine Tradition und weckt eine Erwartungshaltung: Man erwartet nichts Großes, aber zumindest ein kleines Geschenk. Wie traurig wäre man wohl, wenn im Adventskalender nur das drin wäre, was man ohnehin das ganze Jahr über kostenfrei bekommt? Wenn im Adventskalender nur Werbung wäre – für Produkte, die dann später teuer würden? Dann würde man sich doch verschaukelt vorkommen.
Genauso geht es mir mit dieser Adventskalender-App. Da gibt es als „Geschenk“ und Belohnung für das Lösen von einfachsten Mini-Spielen Links auf Spiele, die ohnehin dauerhaft kostenlos geladen werden können und entweder Probierversionen mit Bezahlschranke sind oder es auf In-App-Käufe und das Ausspielen von möglichst viel Werbung abgesehen haben.
Bis heute gab es zweimal ein Playrix Probierspiel (Homescapes, Gardenscapes) und Golf Clash sowie Solitaire Tripeaks – Patience. Alles Spiele, die ohnehin dauerhaft kostenlos sind – und für die Vermarktung dem Betreiber appChocolate eine Provision zahlen.
Eigentlich ist die App ein trojanisches Pferd (damit meine ich nicht Trojaner), denn sie gibt etwas anderes vor, als sie tatsächlich ist. Das aus der griechischen Mythologie bekannte Pferd der Griechen sollte angeblich ein Geschenk an die Stadt Troja sein, tatsächlich transportierte es Soldaten, die nachts die Stadttore öffneten und so ihre Truppen in die Stadt liessen. Auch in der Adventskalender-App erwartet man Geschenke, bekommt aber tatsächlich bezahlte Werbung, die nicht einmal als solche gekennzeichnet ist. Das ist eine Irreführung der Verbraucher.
Somit fällt die App unter die Kategorie Apps, die für andere Apps werben und ist nach den App-Store Bedingungen von Apple nicht erlaubt.
Angefangen hat damit übrigens die englische Firma MagicSolver, die bereits seit 2011 solche „Adventskalender“ mit Erfolg anbietet. Gleiches Konzept: Mini-Spiele und als „Belohnung“ gibt es dann Werbung.
Das passiert jedes Jahr aufs Neue – und Apple, beziehungsweise das iTunes-Team lässt sich da immer wieder an der Nase herumführen.
Markus Burgdorf
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