Prisma macht geniale Bilder aus Deinen Fotos – aber wem gehören die eigentlich?

Zweifelsfrei macht die App Prisma – Art Filters and Photo Effects for Images, Picture Editor for Instagram selbst aus der schlechtesten Aufnahme noch ein Kunstwerk. Die App bietet nämlich diverse Filter, die an Kunststile bekannter Künstler angelehnt sind. Wenn man ein selbst aufgenommenes Foto von Prisma bearbeiten lässt, entstehen sehenswerte und gut nutzbare Bilder daraus. Klar, dass eine solche App sofort sehr beliebt wird.

Doch die Sache hat leider wieder einmal einen Haken, den nur die wenigsten Nutzer überhaupt bemerken. Es ist nämlich so, dass jedes Bild zur Bearbeitung an einen russischen Server gesendet wird und dieser Server es dann bearbeitet und zurückschickt. Das an sich ist noch nicht das Entscheidende – denn das verbirgt sich mal wieder dort, wo keiner vor der Nutzung hinschaut.

Englischsprachige Nutzungsbedingungen liest ja niemand

In den englischsprachigen Nutzungsbedingungen nach kalifornischem Recht finde ich Aussagen, die Euch überraschen werden:

So räumt Ihr Prisma labs, inc. die vollen, uneingeschränkten Nutzungsrechte an Euren Bildern ein. Das heißt, Prisma labs kann Eure Bilder selbst veröffentlichen und sogar an andere Firmen verkaufen. Tatsächlich: Prisma kann mit Euren Bildern alles machen – Ihr habt dem mit der Nutzung der App bereits zugestimmt.

Eine Falle lauert auch noch auf den Nutzer: Der bestätigt mit der Nutzung der App ganz automatisch, dass er nur eigene Fotos bearbeiten lässt. Nimmt er ein fremd erstelltes Bild, ist er Prisma gegenüber voll haftbar, wenn Prisma bei der Weiterverwendung des Bildes Probleme mit dem Urheber des Bildes bekommt. Wer also mal eben ein Starfoto von facebook oder Instagram als Vorlage nimmt, kann eventuell später dafür eine Rechnung in vier- bis fünfstelliger Eurohöhe erhalten.

In jedem von der App erstellten Bild ist ein Wasserzeichen enthalten, so dass man sehen kann, dass es mit Prisma erstellt wurde. Wer dieses Wasserzeichen wegschneidet oder durch Übermalen entfernt, verstößt gegen die Nutzungsbedingungen und kann von Prisma auf Schadensersatz verklagt werden.

Etwaige Sammelklagen von Nutzern sollen verhindert werden, indem jeder Nutzer automatisch den Verzicht auf die Teilnahme an Sammelklagen erklärt. Das hat für Deutschland wenig Relevanz, trifft eher die Amerikaner.

Wer zum Beispiel für die Webseite einer Firma ein Bild mit Prisma bearbeitet, erklärt mit Nutzung der App, das Recht zu haben, für die betreffende Firma oder Organisation Verträge mit Prisma abschließen zu dürfen. Hat er diese weitreichende Berechtigung nicht, kann es Probleme geben.

Schön ist auch, dass Prisma sich das Recht einräumen lässt, bezahlte Inhalte in der App anzuzeigen, ohne dass diese als solche kenntlich gemacht werden müssen.

Nutzungsbedingungen müssen verständlich sein und eine Entscheidungsgrundlage bieten

Ich fordere bereits länger einen verbesserten Schutz der Nutzer von Apps vor unseriösen Geschäftspraktiken. Dazu gehört meine Forderung, dass die Nutzer vor der ersten Nutzung einer App in ihrer Landessprache über die Nutzungsbedingungen so aufgeklärt werden, dass sie sie tatsächlich verstehen und dann entscheiden können, ob sie die App auch unter diesen Bedingungen nutzen möchten.

Heute läuft es leider so, dass die zum Teil äußerst unfairen Nutzungsbedingungen in der App (wenn überhaupt) an versteckter Stelle eingefügt sind, meist so klein, dass man sie kaum lesen kann und dazu noch in einer Fremdsprache, die nach wie vor nicht jeder wie seine Muttersprache beherrscht und versteht. Tatsächlich stimmt aber jeder Nutzer mit der Nutzung der App den Nutzungsbedingungen zu – auch wenn er sie nie gesehen hat.

Datenschutzbedingungen entsprechen nicht dem EU-Recht

In den Datenschutzbedingungen räumt sich der App Herausgeber weitreichende Rechte ein, die die Weitergabe aller erfassten Informationen über die Nutzer einschliessen. Natürlich kann Prisma Labs auch jedes einzelne Gerät identifizieren und sämtliche Nutzerdaten und von Nutzern erstellte Inhalte verkaufen oder mit verbundenen Unternehmen teilen. Explizit wird darauf verwiesen, dass man damit rechne müsse, dass Prisma die gesammelten Daten in Länder außerhalb der EU transferieren kann, in denen laschere Datenschutzregeln gelten.

Ich empfehle die Nutzung von Prisma nur mit selbst aufgenommen Bildern, bei denen es Euch egal ist, ob diese später in anderem Context irgendwo auftauchen. Seid bitte vorsichtig mit Aufnahmen von Menschen, denn die Verbreitung dieser Bilder gebt Ihr mit der Nutzung aus der Hand.

Ich habe heute ein paar Probeaufnahmen mit Prisma gemacht, alles Wegwerfbilder, die aber durch die Prisma-Bearbeitung durchaus künstlerisch aussahen.

Prisma – Art Filters and Photo Effects for Images, Picture Editor for Instagram läuft auf iPhone, iPod Touch und iPad mit iOS 8.0 oder neuer. Die App ist in englischer Sprache, braucht 5,8 MB und wird dauerhaft kostenlos angeboten.

Funktioniert hervorragend: Die künstliche Intelligenz macht aus Deinem Bild ein Kunstwerk im Stile von van Gogh, Picasso, Lichtenstein und anderen oder wandelt das Foto in eine Zeichnung oder ein Ornament um. Die Ergebnisse sind beeindruckend.

Beispiel von der Prisma-Webseite: Foto machen oder aus dem Fotoalbum aussuchen, Effekt auswählen (hier „Der Schrei“ von Edvard Munch) und die App kombiniert das Foto mit dem Effekt zu einem künstlerischen Bild. (Grafiken: Prisma labs)

Markus Burgdorf

Markus Burgdorf startete App-kostenlos.de im Januar 2010 und hat seitdem über 10.000 Apps getestet. Mittlerweile berät er über die App Agency App-Herausgeber in den Bereichen Vermarktung von Apps, Entwicklung von Apps, Internationalisierung und arbeitet mit seinen Kunden daran, das Nutzererlebnis bei der Verwendung von Apps zu verbessern.

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Markus Burgdorf

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