Streaming-Apps im Trend: Sind Meerkat und Periscope das nächste große Ding?

Periscope IconIn 2015 sind mit Meerkat (iOS / Android) und Periscope (iOS / Android) zwei weitere Streaming-Apps erschienen. Mit diesen Streaming-Apps kann jeder Nutzer jederzeit live auf Sendung gehen und seine Videoinhalte verbreiten.

Wer in der im Februar 2015 erschienenen Videostreaming-App Meerkat auf „Stream“ drückt, zeigt seine aktuelle Filmaufnahme live über Twitter seinen Followern und wenn die Freunde die App auch nutzen, werden sie über das Senden informiert und können live kommentieren. Die Filme laufen nur live, das bedeutet, wenn die Live-Sendung beendet wurden, stehen sie den Zuschauern auf Twitter oder Meerkat nicht mehr zur Verfügung. Du selbst kannst sie aber speichern und zum Beispiel auf Deinen Rechner übertragen oder sie auch in sozialen Netzwerken oder Videoplattformen einstellen.

Tja und so dachten viele, dass Twitter Meerkat aufkaufen würden. Das hätte ja auch Sinn gemacht, wenn es da nicht noch eine andere Option gäbe. Und die heißt immer „selbst machen“. Nur einen Monat später kam denn auch Twitter mit Periscope (iOS / Android) raus, eine App, die rein zufällig das Gleiche bietet. Ich finde das so interessant, weil bei mir immer Leute mit ihren App-Ideen anrufen und ganz entrüstet sind, wenn ich sie im Gespräch frage, wie sie dieses Nachbauen ihrer App-Funktion denn verhindern möchten. Man träumt nämlich gerne davon, dass doch facebook, twitter und andere die Idee und nur die Idee zu einem Preis abkaufen sollten, der oft weit über den üblichen Jackpot-Ausschüttungen im Euro-Lotto liegt. Und wenn ich diese Menschen dann auf den Boden der Realität zurückhole, dann ist mancher noch sauer auf mich.

Ok, zurück zum Thema: twitter erweitert sich hier zu einer Zeit, wo die Behinderungen und Beschränkungen der Bewegtbildübertragungen durch zu lahme Internetverbindungen schwinden. Damit macht sich twitter für die nächsten Jahre fit. Potenzial für Selbstdarsteller und Zuschauer sowie Vojeuristen gibt es genug.

Doch wenn man diese Streaming-Dienste nur auf den Privatgebrauch reduziert und auf kichernde Mädchen, die sich darin sonnen, von vielen Jungs begafft zu werden (wie bei YouNow, einem weiteren Streamingdienst), dann greift man zu kurz. Und das entdecken auch gerade die Verlage.

Streaming wird den Journalismus verändern

Der Journalist, der heute schon parallel zum Gesagten seine Geschichte oder Nachricht schreiben und per Internet in die Redaktion schicken muss, wird sich wohl daran gewöhnen müssen, nun auch noch zum „Kameramann light“ zu werden. Man wird von ihm verlangen, dass er bei Presseterminen und -konferenzen, Katastrophen, Unfällen und alltäglichen Ereignissen stets auch mit der Kamera dabei ist.

Die Bilder laufen dann live und ungeschnitten über twitter und ergänzen so das redaktionelle Angebot. Damit wird der Journalismus nochmal schneller und verliert dabei auch den Anspruch, der ihn von den ebenfalls sendenden Amateuren unterscheiden sollte. Unbearbeitete und ungeschnittene Live-Bilder ersetzen dann zunehmend die erklärende und kritische Berichterstattung und werden zu einer stets aus unterschiedlichen Quellen verfügbaren „Fastreport“-Welle.

FIFA-Präsident Blatter tritt zurück? Ok, das gibt es dann auf 200 twitter-Kanälen von 200 Journalisten live. Gewinnen wird hier allein der, der die Reichweite über Follower-Zahlen hat. Der andere sendet zwar auch, wird aber nicht gesehen.

Wenn sich Journalisten heute über Blogger aufregen, die ihnen angeblich die Arbeit wegnehmen, dann sollten diese Kollegen ganz genau beobachten, welche Entwicklung da gerade beginnt. Heute gibt es Blogger, die mehr Reichweite haben, als alle Fachzeitschriften ihres Gebiets zusammen. Morgen wird es Streamer geben, die mehr Reichweite haben, als alle Blogger ihres Bereiches zusammen.

Das geschriebene Wort und das Lesen wird weiter in den Hintergrund gedrängt. Das trifft die schreibende Zunft insgesamt.

Gefahren durch Streaming von Video-Inhalten

Ein Aspekt ist aber auch noch wichtig: Das Urheberrecht und das Recht auf Privatsphäre. Alles, was direkt gesendet wird, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Es ist in dem Moment veröffentlicht und verbreitet, in dem es aufgenommen wurde. Wer Konzerte so live ausstrahlt, verletzt die Rechte der Künstler, wer (heimlich) Leute filmt, verletzt ihr Persönlichkeitsrecht. Nur wie will man das verfolgen? Gerade, wenn diese Dienste einmal von hunderttausenden genutzt werden?

Streaming ist das nächste große Ding

Und so kann das Fazit nur heißen: Lächeln wir nicht über die winzigen Anfänge. Ich habe bei Periscope gerade ganze drei (!) Liveberichte aus Deutschland gefunden, immerhin war einer davon von der Tageszeitung „Die Welt“. Aus England gab es 15 Senden, auch nicht gerade eine beeindruckende Zahl. Und doch wird in wenigen Wochen das Thema Streaming-Apps ganz groß werden. Denn die Verlage starten schon ihre Probeprojekte, um ihre twitter-News mit Live-Videoclips aufzupeppen.

Mit etwas Verzögerung werden auch Agenturen und Unternehmen auf den Zug aufspringen und ihre Inhalte live streamen. Schliesslich kann man so bei einem beliebten twitter-Account auch gleich Feedback von den Kunden bekommen und ist bei der Übertragung zum Beispiel von Events genauso schnell, wie die professionellen Berichterstatter. Hier kann sich sogar ein neues Berufsbild eröffnen, denn man wird schon darauf achten, dass die live gesendeten Videos eine gewisse Grundqualität aufweisen – und dafür braucht es geschulte Mitarbeiter.

Mit Periscope und Meerkat kann jeder zum Sender werden und live Filmbeiträge auf twitter einspielen. Das birgt Chancen und Risiken - und wird den Journalismus stark beeinflussen.

Mit Periscope und Meerkat kann jeder zum Sender werden und live Filmbeiträge auf twitter einspielen. Das birgt Chancen und Risiken – und wird den Journalismus stark beeinflussen.

 

 

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Information zum Autor des Beitrages ()

Markus Burgdorf startete App-kostenlos.de im Januar 2010 und hat seitdem über 10.000 Apps getestet. Mittlerweile berät er über die App Agency App-Herausgeber in den Bereichen Vermarktung von Apps, Entwicklung von Apps, Internationalisierung und arbeitet mit seinen Kunden daran, das Nutzererlebnis bei der Verwendung von Apps zu verbessern.

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